Tagesthemen: Weitere Hetze und Stimmungsmache gegen die GdL (Nachtrag)

Tagesthemen: Weitere Hetze und Stimmungsmache gegen die GdL (Nachtrag)

ardARD Tagesthemen 3.11.2014

Es beginnt schon mit übelster Stammtischpolemik:

Pinar Atalay: “Bahnkunden und Lottospieler haben derzeit etwas gemeinsam: Beide wissen nicht immer, ob ihr Schein nur eine Niete ist. Sie können nur darauf spekulieren Glück zu haben. Auf den Sechser im Lotto oder Glück, dass die Bahn auch wirklich fährt.”

Damit ist der Ton vorgegeben und das Niveau sinkt noch weiter. Als Niete entpuppt sich dabei insbesondere Pinar Atalay, die im späteren “Interview” mit GdL-Chef Weselsky die Rolle einer aggressiven Staatsanwältin und unsachlichen Anklägerin einnimmt. Vorgeblich, die Interessen des “kleinen Mannes” zu vertreten – in diesem Fall der Bahnkunden, die unter dem Streik leiden – macht Atalay GdL-Chef Weselsky allein und persönlich für das Scheitern der Tarifverhandlungen verantwortlich. Diese Masche, sich vermeintlich für die Interessen des Bürgers einzusetzen kennen wir von der BILD-Zeitung. Unter diesem verlogenen Deckmantel werden dann knallhart neoliberale Interessen vertreten.

So auch im Konflikt zwischen der GdL und der Bahn. Es gehört seit Wochen zur einseitigen Hetze, GdL-Chef Weselsky persönlich anzugreifen – gerade so, als würde dieser nicht die Interessen Tausender Arbeitnehmer vertreten. Der Chor der Hetzer ist dabei wie gewohnt gleichgeschaltet und reicht quer durch sämtliche Mainstreammedien (BILD, FAZ, etc) bis in den Staatsfunk.

In einer seriösen Nachrichtensendung wäre die Aufgabe, die Bürger objektiv und unparteilich über Details und den Grund für das Scheitern der Verhandlungen aufzuklären. Interviews mit den Konfliktparteien haben nur diesem einen Ziel zu gelten.

ard_tagesthemen_3.11 nach_ZensurDavon waren die Tagesthemen wieder einmal weit entfernt. Während die Bahn durch ihren Sprecher unwidersprochen und unhinterfragt in einem Einspieler ihre Sicht der Dinge darstellen konnte, wurde Claus Weselsky in einem polemischen Interview auf die Anklagebank gesetzt. Wir dokumentieren hier nur die Fragen Atalays. Um sich den impertinenten Ton anzuhören, empfehlen wir ausdrücklich, sich das Interview auf myvideo anzuschauen, denn dort ist es noch verfügbar. Die komplette tagesthemen-Sendung wurde heute morgen ohne Angabe von Gründen aus der ARD-Mediathek entfernt.

Sämtliche Fragen dienten nicht im geringsten irgendeiner sachlichen Aufklärung, sondern sind durchweg Meinungsäußerungen, Anschuldigungen, Unterstellungen und Anklagen:

Pinar Atalay: “Millionen Deutsche rätseln heute über eine Frage: Wie genau definieren Sie ‘rechtzeitig informieren’?”

Pinar Atalay: “Letztes Mal warens 6 Stunden. Wäre das rechtzeitig dieses Mal?”

Pinar Atalay: “Da ging es auch um die Logistik. Zumindest der – nicht nur Fernverkehr und Regionalverkehr – sondern Sie haben ja auch die Anderen bestreikt. Das waren 6 Stunden. Aber Sie müssen ja den Bahnkunden doch zumindest irgendwie nen Anhaltspunkt geben können. Streiken Sie in dieser Woche…in diesem Monat…oder vielleicht doch erst Weihnachten? Da sind ja besonders Viele unterwegs.”

Pinar Atalay fällt Weselsky ins Wort: “Aber Herr Weselsky Sie könnten doch mit den Zugbegleitern zumindest – also für die Zugbegleiter – mitverhandeln, Seite an Seite mit der EVG, das wäre doch ganz demokratisch…oder nich?”

Pinar Atalay fällt Weselsky erneut ins Wort:: “Herr Weselsky…da gehts tatsächlich um eine Machtfrage, die Sie ansprechen, inzwischen werfen nicht nur andere Gewerkschaften, sondern auch Leute aus den eigenen Reihen vor, dass Sie mehr an Ihrer Macht als an den Interessen der Belegschaft interessiert sind.”

Pinar Atalay echauffiert sich: “Sie haben aber auch mitprovoziert, dass die Regierung ein Gesetz zur Tarifeinheit plant, dass die Macht kleinerer Gewerkschaften eindämmt. Sie schaufeln sich also gerade das eigene Grab mit Ihren Nervenspielchen die ja Millionen Menschen treffen.”

Pinar Atalay: “Also Sie finden, Sie sind kein Hauszündler in der Situation in der Sie gerade sind?” 

Die Rabulistik der letzte “Frage” ist schon eine besondere Unverschämtheit! Sie zeigt, dass es hier nur um Beleidigung und Diffamierung ging und nicht darum, irgendeinen Sachverhalt aufzuklären. Um es mit Atalays Worten zu sagen: “Sie finden nicht, dass Sie eine impertinente Maulhure sind?”

Bemerkenswert ist die Ruhe Weselskys, der mit seinen Antworten bewundernswert sachlich bleibt und trotz der rotzfrechen Atalay seine Position recht schlüssig darstellen kann.

Um der Unverschämtheit noch eins draufzusetzen, kündigt Atalay im Anschluss auch noch einen Kommentar eines ARD-Journalisten an, der – wer hätte das gedacht – mit ähnlich rotzfrechem Ton nachlegt. Damit versucht man offensichtlich den Eindruck zu erwecken, die tagesthemen würden Bericht, Interview und persönlichen Kommentar sauber trennen, wie sich das für seriösen Journalismus gehören würde.

Faktisch war das sogenannte Interview bereits eine einzige Meinungsäußerung des neoliberalen Staatsfunks und diese Masche – Meinung und Bericht zu vermischen – ist bei ARD und ZDF keineswegs eine Ausnahme, sondern alltägliche Routine.

Der Klick auf das Bild führt zum Mitschnitt, da das original in der ARD-Mediathek heute morgen gelöscht wurde:

Tagesthemen_3.11.14_gdl

Mitschnitt auf MyVideo (10min)

Nachtrag: Während die komplette tagesthemen-Sendung entfernt wurde, findet sich das “Interview” noch als einzelnes Video in der ARD-Mediathek.

Nachtrag 2: Löschung und Einstellung einer überarbeiteten Version der tagesthemen gehen vermutlich auf den im Anschluss an die GdL gesendeten Bericht von Birgit Virnich zu den Wahlen in der Ostukraine zurück. Die Änderung erscheint auf den ersten Blick banal, muss aber recht aufwändig gewesen sein, da dem Bericht ein um drei Worte ergänzter Hintergrundkommentar hinzugefügt wurde.

Es geht um Minute 11:50. Dort hiess es in einer Übersetzung eines Beitrags des russischen Fernsehens:

“Wahlbeobachter aus Deutschland, den USA, Serbien und Russland hätten keine Unregelmäßigkeiten feststellen können, erklärt der Reporter.”

In der nachträglich überarbeiteten Version heißt es jetzt:

“Wahlbeobachter aus Deutschland, den USA, Serbien und Russland hätten bei den Wahlen keine Unregelmäßigkeiten feststellen können, erklärt der Reporter.”

Warum man den Aufwand betreibt, um “bei den Wahlen” nachträglich in den Kommentar zu schmuggeln, bleibt ein Rätsel, da auch so klar ist, dass sich die Aussage auf die Wahlen bezieht. Sehr wahrscheinlich gab es Beschwerden. Von welcher Seite, darüber kann man trefflich spekulieren.


Quelle und weiterlesen: http://www.propagandaschau.de

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