WDR Politikum: “Vorsicht! Nur transatlantische Propaganda ist gute Propaganda!”
“Kauft nicht bei Russen!” ist – überspitzt formuliert – das politische Ziel des transatlantischen Sanktionskrieges. “Lest nicht bei Russen! Schaut kein Russen-TV!” ist die Devise der transatlantischen Staats- und Konzernmedien, die hierzulande schon immer mehr als Werbeagenturen der Herrschenden gedient haben, als deren Kontrollorgan, und die jede noch so verbrecherische, irrwitzige und gesellschaftsschädigende Politik mit Verve unters Volk gebracht haben.
Die Ängste der medialen Hofschranzen liegen auf der Hand: Wer sich beim “Feind” informiert, könnte diesen und seine Motive plötzlich verstehen und die Politik der eigenen Herrschaft in Frage stellen. Wer sich beim Feind informiert bezahlt auch nicht mehr die eigene einseitige politische Manipulation, sondern generiert Klicks und möglicherweise Abos für den “Gegner”. Nicht zuletzt wird derjenige, der sich breit und unvoreingenommen informiert sehr schnell erkennen, wie gezielt er von den “eigenen” gleichgeschalteten Medien desinformiert und gesteuert wird.
Der Staatssender WDR5 hat sich im Magazin “Politikum” gestern auf einen – aus seiner Sicht beängstigenden – Vorgang gestürzt. Ein Berliner Traditionsblatt, das “Berliner Tageblatt” – einstmals gleichgeschaltet unter den Nazis – ist offenbar in die Hände des “Feindes” gefallen (mutmaßlich eine chinesisch-russische Entente) und berichtet nun so gar nicht mehr im Sinne der heutigen transatlantischen Gleichschaltung, sondern erlaubt sich andere Sichtweisen zu verbreiten. Nicht nur das: statt der gewohnten Werbebanner deutscher oder amerikanischer Firmen gibt es dort Werbung von Rosneft, Sberbank oder Air China. Diese Banner kommen offenbar so überraschend, dass sie noch nicht einmal von einem herkömmlichen, westlich orientierten Adblocker gefiltert werden. Ungeheuerlich!
Im WDR5-Beitrag (mp3; ab 13.min) werden jedenfalls – “wissenschaftlich untermauert” durch einen “Russland-Eexperten” der staatlich finanzierten, grünen Böll-Stiftung – die Alarmglocken geläutet:
Berliner Tageblatt:
“Zombiezeitung” als politisches Instrument?
…Jetzt ist das “Berliner Tageblatt” wieder auferstanden: Eine Zeitung mit Politik-, Wirtschaft-, Kultur- und Regionalberichterstattung aus Berlin und Brandenburg. Aber Vorsicht, warnt Leonard Novy.
Besonders heuchlerisch wird es, wenn sich der Autor dann ausgerechnet in der ARD-Filiale WDR über die Vermengung von Nachrichten und Kommentar echauffiert:
Dass die sich laut Impressum “in höchstem Maße… Objektivität, Wahrhaftigkeit und Qualitätsjournalismus” verpflichteten Kollegen es mit journalistischen Standards wie der Trennung von Kommentar und Nachricht nicht so genau nehmen, zeigt der aktuelle Aufmacher zu den Mauerfeierlichkeiten…
Wer sich schamloseste Vermengung von Nachrichten, Kommentar, Propaganda und Hetze anschauen will, muss nur 10 Minuten Tagesthemen schauen. Der einzige Unterschied ist, dass die Tagesthemen-Propaganda mit dem Chor singt und die des Berliner Tageblatts gegen den Chor.
Garniert ist die Zeitung ansonsten mit populistischer Polemik gegen “politische Korrektheit” und die deutschen Medien, die das Tageblatt “staatliche Sprachrohrmagazine” nennt. Das Zitat: “schmutzige Gesicht des westlichen Systems” scheint ganz generell die Zielscheibe der Postille zu sein.
Leider nennt der Autor keine Belege, keine Zitate, keine Links. Wir glauben ihm einfach mal und stellen lapidar fest, dass, wenn es tatsächlich so ist, gibt es auch darin keinen prinzipiellen Unterschied zur ARD-Propaganda, wo russische Medien generell als staatlich und kremlnah abqualifiziert und nur jene Medien als angeblich unabhängig oder vertrauenswürdig bejubelt werden, die aus dem Ausland – am besten von US-Oligarchen wie George Soros – finanziert werden.
Als Zeuge der Anklage muss mit Sergey Lagodinsky ein westlicher Propagandist herhalten, der nicht primär für seine Arbeit in der Böll-Stiftung bekannt ist, wie der Artikel suggerieren möchte, sondern durch seine publizistische Tätigkeit für die Staatssender “Deutsche Welle” oder “Deutschlandfunk” und auch eine Vielzahl gleichgeschalteter westlicher Konzernmedien.
Der Russland-Experte Sergey Lagodinsky hält die Plattform für Propaganda in journalistischem Gewand. Er beschäftigt sich bei der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung mit internationaler Politik. Aus russischer Sicht erfülle das Tageblatt eine wichtige Funktion: “Man sieht, dass Russland zurzeit in Europa politisch wie medial versucht, sich als Alternative zur europäischen liberal-demokratischen Idee zu positionieren, und dafür arbeiten sie zunehmend mit Stimmen, die keinen russischen Akzent haben, mit Namen, die nicht russisch klingen, und auf diese Art und Weise wirken sie sowohl nach Innen, also nach Europa hinein, als auch nach Außen, also nach Russland in diesem Fall, um zu zeigen: Da gibt es auch europäische Stimmen, die russische Politik und russische neue Ideologie absolut in Ordnung finden, also sind wir nicht isoliert, sondern wir sagen bloß etwas, was die Europäer im europäischen Mainstream nicht zu sagen wagen.”
Lagodinsky zufolge ist diese Art der “Berichterstattung” nicht neu, gewinnt aber in Zeiten von Internet und sozialen Medien eine neue Qualität, die es zu erforschen gilt: “Wir beobachten hier ein Phänomen, was besorgniserregend, aber auch interessant ist als politisches und mediales Phänomen. Ich glaube schon, dass das wichtig ist, hier in diesem Bereich für mehr wissenschaftlich basierte Transparenz zu sorgen.”
So klingt es also, wenn ein deutsch-russischer Propagandist russisch-deutsche Propaganda beklagt! Ein Phänomen soll das sein – obendrein ein besorgniserregendes, wenn Russland oder China genau das tun, was die USA hier seit Jahrzehnten betreiben. Aus seiner Sicht – der Sicht des westlichen Propagandisten – mag das tatsächlich besorgniserregend sein. Meinungsvielfalt und Wettbewerb sind für seinesgleichen eben immer nur dann zu begrüßen, wenn es sich um politische Anschauungen handelt, die vom State Departement als koscher freigegeben wurden oder wenn es sich um die “Meinung” zu Michelle Obamas neuem Kleid handelt.
Das Fazit des WDR-Propagandisten Leonard Novoy:
Das neue Tageblatt lässt sich leicht als trauriger Witz der Pressegeschichte abtun. Oder als Masche windiger Möchtegern-Verleger, in Zeiten der Zeitungskrise doch noch den Rubel rollen zu lassen. Doch die Wiederauferstehung des Tageblatts steht auch für eine neue Form der Einflussnahme, die erst durch das Internet möglich geworden ist. Und die, davon zeugt die lauter werdende Debatte über die Ukraine-Berichterstattung der etablierten Medien, auch hierzulande auf fruchtbaren Boden fallen könnte.
Das Fazit der Propagandaschau:
Ein oberflächlicher Blick auf das Blatt zeigt tatsächlich sprachlich etwas ungelenke Artikel mit klarer Ansage und gegen den transatlantischen Strom gebürsteter Meinung. Vielleicht sogar in etwa so, wie man das auch von der Propagandaschau kennt. Wenn die Meinungsmonopolisten deutscher Staats- und Konzernmedien das Wildern in ihrem Revier als bedrohlich oder besorgniserregend befinden, dann sagt das mehr über diese Leute selbst, als über das Objekt ihrer Betrachtung.
Wenn russische oder auch chinesische Medienmacher ihre Nischen auf dem deutschen Markt finden, wenn sie andere Meinungen und Sichtweisen vertreten und erklären, dann ist das nicht nur legitim, sondern mehr als zu begrüßen. Es ist geradezu notwendig, um die staatlich verordnete große Meinungskoalition, das Schüren von Feindbildern und die kriegsvorbereitende und -legitimierende Hetze aufzubrechen.
Wenn die Machart noch etwas professioneller wird, wird das neue Berliner Tageblatt hierzulande ganz sicher auf fruchtbaren Boden stoßen und damit einen weiteren Kontrapunkt zur gleichgeschalteten westlichen Medienmaschine setzen.
Quelle und weiterlesen: http://www.propagandaschau.de