Spiegel Online: (russische) Muskelspiele am Rande des Abgrunds

Spiegel Online: (russische) Muskelspiele am Rande des Abgrunds

spiegel_ulogoDie Intention der Autoren mag durchaus von hehren Motiven getragen sein, doch was das US-Propagandablatt SPIEGEL aus einem Bericht des European Leadership Network (ELN) macht, ist einmal mehr lupenreine Propaganda und Dämonisierung.

ELN

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Der Bericht “Dangerous Brinkmanship” (“Gefährliche Politik am Rande des Abgrunds”) zählt diverse – mehr oder weniger stichhaltige – konfrontative Ereignisse auf, die sich in den letzten acht Monaten zwischen dem Westen und Russland ereignet haben (sollen).

Das European Leadership Network ist in dieser Sache zweifellos Partei und stellt die Ereignisse aus Sicht des Westens dar, man könnte sogar sagen, aus Sicht der NATO. Das ist für diese Organisation durchaus legitim. Für seriösen Journalismus (man schämt sich, diesen Term im Zusammenhang mit dem SPIEGEL überhaupt zu benutzen) ist es jedoch nicht legitim, die Sicht und Darstellung des ELN zu übernehmen. Seriöser Journalismus würde sowohl die einseitige Darstellung der einzelnen Ereignisse, als auch die Stoßrichtung des Berichts hinterfragen.

Wer Bericht und Artikel liest, dem wird schnell klar, dass es durchweg Russland ist, das für die vermeintlichen Konfrontationen verantwortlich gemacht wird. Im Prinzip haben wir es mit einem Kondensat der Propaganda zu tun, die in den vergangenen Monaten im Westen verbreitet wurde. Beim Blick auf die drei Ereignisse, die der Spiegel heraus pickt, wird dies besonders deutlich.

  • Anfang März kamen sich etwa 50 Meilen östlich von Malmö eine schwedische Passagiermaschine mit 132 Menschen an Bord auf dem Weg von Kopenhagen nach Rom und ein russisches Aufklärungsflugzeug gefährlich nahe. Der russische Jet soll seine Position nicht übermittelt haben, eine Kollision wurde demnach nur vermieden, weil die Piloten des Passagierfliegers bei guter Sicht äußerst aufmerksam waren.

Die Piloten des Passagierflugzeugs sollen die Kollision verhindert haben? Mit einem Kampfjet, der seine Transponder nicht eingeschaltet hatte? Das Passagierflugzeug muss demnach ausgewichen sein – eine groteske Vorstellung!

Richtig ist: Im internationalen Luftraum müssen russische Kampfflugzeuge ihre Transponder nicht einschalten oder irgendeiner Luftüberwachung ihre ständige Position mitteilen. Selbst wenn der Passagierjet den Kampfjet nicht auf den Instrumenten hatte – umgekehrt war das ganz sicher der Fall. Und wenn einer von beiden den anderen zuerst sieht oder die Chance hat auszuweichen, dann ist es das wendige Kampfflugzeug und sicher nicht der verhältnismäßig träge Passagierjet. Auch für den seltsamen Fall eines Defekts, wenn also der Kampfjet den Passagierjet nicht über Instrumente angezeigt bekommen haben sollte, ist es eine absurde Vorstellung, dass dieser ihn mit den eigenen Augen übersehen könnte. Diese simple Tatsache ist der Grund, dass Zusammenstöße zwischen Kampf- und Passagierflugzeugen doch eher selten sind – um es vorsichtig auszudrücken.

  • Anfang September verschleppten russische Geheimdienstmitarbeiter im Grenzgebiet einen estnischen Sicherheitspolizisten – offenbar auf estnischem Territorium und unter Einsatz von Blendgranaten. Der Mann wurde nach Moskau gebracht, ihm wird Spionage vorgeworfen. Wäre der estnische Beamte bei der Aktion ums Leben gekommen, hätte dies zu einer “gefährlichen und unkontrollierten Eskalation” der Krise führen können, schreiben die Autoren.

offenbar auf estnischem Territorium” Wundert es jemanden, dass das Propagandablatt SPIEGEL die John Le Carré-Version der Esten übernimmt, ohne überhaupt die viel plausiblere, russische Darstellung zu erwähnen? Selbst der britische Staatssender BBC und der amerikanische NPR haben über die russische Version des Ereignisses berichtet. RT hat ebenfalls über beide Versionen berichtet. Nur wer beide Darstellungen kennt, kann sich denken, welche von beiden plausibler ist. Dem SPIEGEL geht es aber nicht darum, dass sich seine Leser eine Meinung bilden können, sondern darum, den Lesern eine Meinung – die transatlantische Sicht – aufzuzwingen.

  • Mitte Oktober verdächtigte die schwedische Marine ein russisches U-Boot, in schwedischen Hoheitsgewässern unterwegs zu sein, sie drohte, den Eindringling auch mit Waffengewalt an die Oberfläche zu bringen. Russland wies die Vorwürfe zurück – ob zu Recht, ist ungewiss, denn die tagelange Jagd blieb erfolglos. Hätte die schwedische Marine tatsächlich ein russisches U-Boot aufgespürt, wären Opfer und eine militärische Antwort Russlands nicht ausgeschlossen gewesen, heißt es in dem Bericht.

Auch diese alberne Geschichte, die eigentlich ins Sommerloch zum Alligator Sammy und anderen Badesee-Monstern gehört, muss hier offenbar aufgetischt werden, um Kalter-Krieg-Propaganda auf Stammtisch-Niveau zu verbreiten. Selbst die BILD hat diesen Blödsinn, den die schwedische Marine verbreitet hat, hinterfragt und Lügen und Desinformation der Schweden entdeckt! Offensichtlich ist das kein Grund für die Schreiberlinge vom SPIEGEL, den längst entlarvten Unsinn als Beispiel für angebliche russische Aggressionen heranzuziehen.

FAZIT: Man kann sich die dünne Faktenlage der restlichen “konfrontativen Ereignisse” vorstellen, wenn diese drei lächerlichen Beispiele an die Propagandafront gehievt werden. Selbstverständlich ist jede echte Konfrontation und Provokation – wie sie vermutlich von beiden Seiten betrieben wird – nicht ungefährlich und zu vermeiden. Mehr oder weniger gefährliche Flugmanöver gehören dabei leider zur Freund-Feind-Folklore. Auch die Israelis haben schon Scheinangriffe auf die deutsche Marine im Mittelmeer geflogen und bei Steinmeiers Besuch in Rafah sogar kurz hinter der Grenze Bomben abgeworfen. Wenn die Autoren vor derlei Spielereien mit dem Feuer warnen, dann tun sie das zurecht. Wenn Russland dabei als alleiniger Aggressor dämonisiert wird und das NATO-Propagandablatt SPIEGEL das Ganze unhinterfragt übernimmt, dann ist das nichts anderes, als schäbige Desinformation und Propaganda.


Quelle und weiterlesen: http://www.propagandaschau.de

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