Das Telefonat Merkel-Putin in deutschen und russischen Medien

Das Telefonat Merkel-Putin in deutschen und russischen Medien

BörsencrashAm Freitag telefonierte Angela Merkel mit Vladimir Putin. Es war der Freitag, an dem angeblich ein russischer Militärkonvoi innerhalb der Ukraine vom ukrainischen Militär teilweise vernichtet worden sein soll (wofür es bis heute keine Beweise gibt) und an dem die Börsen aufgrund dieser Meldungen auf Talfahrt gingen.

Am Abend telefonierte Merkel mit Putin und wir wollen hier die Berichterstattung deutscher und russischer Medien über das Gespräch beleuchten. Zunächst ein Blick auf die Pressemitteilungen des Kanzleramts, sowie des Kremls:

MerkelPutin1

        Pressemitteilung des Kanzleramts                           Pressemitteilung des Kreml

“Die Bundeskanzlerin drückte ihre Sorge über die Lage im Osten der Ukraine aus. Mit Blick auf eine möglichst rasch zu vereinbarende Waffenruhe forderte sie den russischen Präsidenten auf, zur Deeskalation der Lage beizutragen und insbesondere dem Strom von Rüstungsgütern, Militärberatern und bewaffnetem Personal über die Grenze in die Ukraine ein Ende zu setzen. Sie äußerte auch die Hoffnung, dass die Konvois mit humanitären Hilfsgütern rasch ans Ziel kommen, um das Leid der Menschen vor Ort zu lindern.”
“The two leaders expressed concern over the exacerbating humanitarian catastrophe in Ukraine. Vladimir Putin briefed Angela Merkel on the close cooperation with the International Committee of the Red Cross in implementing Russia’s initiative to provide humanitarian aid to the civilian population in the zone of the internal military conflict in Ukraine.The parties continued their discussions of various formats of international assistance in the political resolution of the crisis in Ukraine.”



Das Kanzleramt gibt das Telefonat ausschließlich aus Sicht Merkels wieder: Merkel drückte aus, Merkel forderte, Merkel äußerte die Hoffnung. Der Kreml berichtet, dass beide Staatsführer ihre Bedenken angesichts der Lage in der Ukraine äusserten, dass Putin Merkel über die Zusammenarbeit mit dem ICRC bezüglich des Hilfskonvois aufklärte und das beide Seiten ihre Diskussion über mögliche Lösungen der Krise fortsetzten.

Wir haben also eine vollkommen einseitige Darstellungen des Telefonats durch das Kanzleramt und eine Darstellung aus dem Kreml, die zumindest ansatzweise beide Seiten beinhaltet, aber auch den Kern dessen, was westliche Medien herausstellen, nämlich den angeblichen Waffenstrom an die Separatisten, verschweigt.

Kommen wir zur Rezeption in den Medien. Wenig überraschend übernehmen und verschärfen die deutschen Staatsmedien die Darstellung des Kanzleramts und berichten mit keinem Wort über die Darstellung des Kremls. Insbesondere die Forderung Merkels, den angeblichen Strom von Waffen und Militär über die Grenze zu beenden, wird in den Vordergrund gerückt. Dabei wird der Eindruck erweckt, es wäre der russische Staat, der miltärische Güter über die Grenze schaffe. Merkels Hoffnung, dass der Hilfskonvoi rasch ans Ziel komme, wird in den Staatsmedien verschwiegen:

Tagesschau 16.8. 20:15Uhr (3:44min)
tagesschau16.8Jan Hofer: “Deutschland und die USA haben Russland aufgerufen, die Lage im Osten der Ukraine nicht weiter zu destabilisieren. In einem Telefonat forderte Bundeskanzlerin Merkel vom russischen Präsidenten Putin, es dürften kein militärisches Material und Personal über die Grenze geschafft werden. Russland bestreitet derartige Transporte.”

Die ARD betätigt sich wie gewohnt als Hofberichterstatter und nicht als journalistisches Medium. Es wird weder die Meinung der Gegenseite wiedergegeben, noch die Darstellung der eigenen Seite hinterfragt. Vielmehr wird sich genau das herausgepickt oder in suggestiver Weise verzerrt dargestellt, was die Gegenseite diskreditiert. Dass Russland die Lage destabilisiert ist keine objektive Beurteilung der Situation, sondern die politische Sichtweise des Westens, der selbst den Krieg der Kiewer Regierung herbeigeführt hat und massiv unterstützt. Putins Sicht über die humanitäre Katastrophe wird verschwiegen, um ihn nicht als empathischen Menschen erscheinen zu lassen. Das würde die gezielte monatelange Dämonisierung unterlaufen. Der Hilfskonvoi Russlands wird – ganz im Sinne der Kiewer Regierung und damit des Westens – als umstritten diffamiert, obwohl es nicht den geringsten Beweis dafür gibt, dass dieser Waffen oder anderweitige militärisch nutzbare Güter enthält.

Verbreitet wird diese einseitige Darstellung – die beispielhaft für die gesamte Berichterstattung in den deutschen Medien steht – auch durch

DIE ZEIT:
“In einem Telefonat rief Bundeskanzlerin Angela Merkel den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu auf, zur Deeskalation der Situation und dem raschen Abschluss einer Waffenruhe beizutragen. Insbesondere müsse Putin dafür sorgen, dem “Strom von Rüstungsgütern, Militärberatern und bewaffnetem Personal über die Grenze in die Ukraine ein Ende zu setzen”, sagte die CDU-Politikerin nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert.”

Die FAZ:
“Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem Telefongespräch auf, zur Deeskalation des Konflikts beizutragen.”

Die Welt:
Kanzlerin ermahnt Putin wegen Eskalationskurs
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte Putin am Freitagabend auf, dem “Strom von Rüstungsgütern, Militärberatern und bewaffnetem Personal über die Grenze ein Ende zu setzen”.

Für die Verbreitung dieser Sichtweise in der westlichen Hemisphäre sorgen transatlantische Nachrichtenagenturen wie Reuters. Auch sie übernehmen einseitig die westliche Regierungssicht und verbreiten sie in den angeschlossenen Ländern:

“Merkel urges Putin in call to end stream of arms, fighters into Ukraine”

Von russischen Medien wird vornehmlich die russische Sichtweise des Gesprächs wiedergegeben:

RIANOVOSTI:
“Der russische Präsident Wladimir Putin hat in einem Telefongespräch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel seine Besorgnis über die sich zuspitzende humanitäre Katastrophe in der Ukraine geäußert, wie der Pressedienst des Kreml am Samstag mitteilt.
„Mögliche Formate einer internationalen Unterstützung für die politische Überwindung der Krise in der Ukraine wurden weiter erörtert“, hieß es.
Putin informierte Merkel darüber, wie die russische Initiative zur Versorgung der Zivilbevölkerung der Ostukraine mit humanitären Hilfsgütern in enger Koordination mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz umgesetzt wird.”

Itar-Tass:
Russian President Vladimir Putin has briefed Germany’s Federal Chancellor Angela Merkel on progress in implementing in close coordination with the International Red Cross the Russian initiative to provide humanitarian assistance to civilian population in the zone of the intra-Ukrainian military conflict, the Kremlin’s press-service has said.
The telephone conversation was held at the initiative of the German side.
Concern was expressed over the aggravating humanitarian disaster in Ukraine.
The discussion was continued of possible formats of international assistance to a political settlement of the crisis in Ukraine.”

FAZIT:
Private deutsche Konzernmedien und russische Medien können berichten wie sie wollen. Sie sind bestenfalls ihren Geldgebern, Lesern, Zuschauer oder Investoren verpflichtet. Bei den deutschen Staatssendern ARD und ZDF sieht das anders aus. Sie müssen laut Rundfunkstaatsvertrag objektiv, ausgewogen, unparteilich und mit einer Vielfalt an Meinungen berichten. DAS tun sie aber offensichtlich nicht, sondern agieren stattdessen wie Organe der deutschen Regierung.


Quelle und weiterlesen: http://www.propagandaschau.de

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